Werderfan - Gefangen in einem Buch

Derzeit fühle ich mich gerade wie der Protagonist in einem Buch von Nick Hornby. Fever Pitch heißt der Roman, in dem der Autor autobiographisch seine Leidenszeit als Fan des FC Arsenal London in den 80er Jahren darstellt.

Jedes Wochenende tapert der gute Mann zu den Heimspielen seines Vereins. Als kleiner Junge von seinem Vater zum ersten Mal mitgenommen, wurde er von der Leidenschaft gepackt und wurde später selber zum Dauerkarteninhaber, was einer Selbstgeißelung gleichkam, denn der FC Arsenal war alles andere als erfolgreich und spielte dabei auch noch extrem unattraktiv.

 

Ähnlich geht es mir. Woche für Woche gehe ich ins Stadion meines geliebten SV Werder Bremen, schalte ich den Fernseher oder das Radio ein oder aktualisiere die Liveticker auf meinem Smartphone, immer in der Hoffnung, dass die Wende kommt. Nach einem Sieg (der letzte liegt 10 Spieltage zurück), kommt gleich wieder diese Euphorie zurück. Statt nach unten in der Tabelle zu schauen, wird gerechnet wie groß der Abstand zu den Europäischen Wettbewerben ist. An diesen Wochenenden wird alles gelesen und angeschaut, was zu dem Thema Werder Bremen geschrieben oder gesendet wird. Es kann ja nur noch bergauf gehen. Werder ist wieder da. Thomas Schaaf, der alte Trainerfuchs hat es wieder geschafft. Und überhaupt … Dortmund, Schalke, Leverkusen … alles Eintagsfliegen. Schließlich ist Werder in der ewigen Tabelle der Bundesliga immer noch auf Platz 2. Und wenn sich alle Vereine an das Financial Fair Play halten würden, wären wir wohl kaum zu schlagen.

 

Leider wird diese Euphorie dann oft brutal ausgebremst. Auf die Hoffnung vor einem Spiel folgt oft 90 Minuten später die Enttäuschung. Wieder verloren. Mist! Diese Enttäuschung hält dann ziemlich genau 7 Tage an, ehe sie wieder von der Hoffnung verdrängt wird, die dann, Minute für Minute wieder von der Enttäuschung angeknabbert wird. Noch ne Niederlage! Nie wieder gehe ich ins Stadion, das schwöre ich. Zwei Wochen später stehe ich aber wieder vor den Toren und bettele um Einlass, nachdem ich mir gerade eine überteuerte Eintrittskarte gekauft habe um die Gehälter unmotivierter Spieler zu subventionieren.

 

Warum ich das tue? Weil es auch Konstanten im Leben geben muss, weil es irgendwie ein geiles Gefühl ist 90 Minuten lang mit zehntausenden anderen den gleichen Gedanken zu haben: „Hoffentlich gewinnen wir heute“. Weil der ganze Ablauf, von der Bahnfahrt bis zum Weg auf das Stadion, mit seinen großen Flutlichtmasten, zu immer wieder für ein Kribbeln sorgt. Weil diese Gefühlsexplosion, wenn die eigene Mannschaft in Führung geht durch nur ganz wenige Dinge im Leben ersetzt werden kann.

 

Und deswegen werde ich auch morgen wieder vor dem Radio sitzen oder mit meinem Finger völlig apathisch alle 5 Sekunden den aktualisieren Button meiner Smartphone App betätigen, voller Hoffnung, dass es dieses Mal klappt. Und wen nicht? Nun, dann schaue ich natürlich nie wieder Fußball … für eine Woche, denn alles andere wäre ja völlig SINNFREI ;-)

 

Ahoi

Sven

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