Ehrenamt macht Spaß - Man sollte nur daran glauben

Eigentlich wollte ich eine Weile nicht bloggen, weil ich meine Homepage gerade umbaue. Manchmal aber gibt es diese Momente, in denen du gerne die ganze Welt anschreien möchtest. Weil das aber logistisch schwierig ist und alles in allem ja auch keinen hilft, kann man seine Gedanken besser niederschreiben. Heute gab es wieder einen solchen Moment. Auslöser: Ein Vorstandsessen auf kosten des Vereins.

Jedes Jahr plant der Vorstand eine kleine Weihnachtsfeier/Jahresabschlussfeier um die geleistete Arbeit rückwirkend zu betrachten und jedes Jahr fällt diese aus, weil wir keinen Termin finden. Die letzte Feier war im Jahr 2011. Also vor vier Jahren. Dieses Jahr hat es dann endlich mal wieder geklappt und man machte sich auf nach Westerstede zur Krömerei um gemeinsam zu essen und zu trinken. Und dann ...? Wir wurden gesehen, was nicht dramatisch ist. Flapsige Sprüche werden ausgetauscht, alles war gut. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Vorstandsmitglieder einige Tage später direkt auf die Aktion angesprochen und kritisiert wurden. Es wurde angemerkt, dass man ja auch im Dorf hätte bleiben können und warum überhaupt Beitragsgelder dafür verwendet würden.

 

GEHT´S NOCH? Wer bin ich eigentlich, dass ich mich hier überhaupt versuche zu rechtfertigen? Jeder kann liebend gerne (m)einen Posten im Vorstand des Vereins übernehmen. Jeder kann gerne als Kassenprüfer tätig werden um zu sehen wie gewissenhaft wir jeden Euro der Beitragsgelder umdrehen, bevor wir diesen ausgeben. 360,00 EUR hat dieser Abend gekostet und auch das ist kein Geheimnis, weil es sowieso im Kassenbuch des Vereins für jeden einzusehen ist, der es sehen möchte und Mitglied im Verein ist. 360,00 EUR für 9 Leute!!! 360,00 EUR für die letzten vier Jahre!!! Wer rechnen kann kommt somit auf einen Betrag von 10,00 EUR je Teilnehmer pro Jahr. 10,00 EUR für ca. 800 Stunden Arbeit pro Vorstandsmitglied. 10,00 EUR!!! Dafür mussten an dem Abend dann noch Babysitter besorgt werden und nicht mal Taxen haben wir uns gegönnt, sondern sind selber gefahren. Die Fahrtkosten haben wir im übrigen nicht mit dem Verein abgerechnet. Aber das nur am Rande.  

 

Ich kann mich hier den ganzen Abend nicht mehr einkriegen und überlege die ganze Zeit wieso ich mir das noch antue. 

Seit 1996 bin ich ehrenamtlich im Verein tätig. Eigentlich stimmt das noch nicht einmal, denn seit 1996 bin ich nur im geschäftsführenden Vorstand. Vorher war ich schon (seit meinem 17. Lebensjahr) als Jugendtrainer tätig. Damals auch noch ehrenamtlich. Ehrenamtlich heißt ohne Entgelt. Lediglich Auslagen wurden/werden erstattet und man muss keinen Beitrag zahlen. Mehr nicht! Das könnt ihr ja heute mal suchen in Vereinen. Wird schwierig zu finden, dass sage ich euch gleich.

 

So eine ehrenamtliche Tätigkeit macht manchmal wirklich Spaß. Erst recht, wenn man sieht, wie sich ein Verein entwickelt und wie etwas aufgebaut wird, an dem man in irgendeiner Form beteiligt ist oder war. Aber es gibt auch diese andere Seite. 

  • Da sind die vielen Anrufe in den Abendstunden von Personen, die mit irgendetwas unzufrieden sind oder etwas außer der Reihe in Anspruch nehmen möchten.
  • Da sind die endlosen Stunden innerhalb eines Jahres, die man als Kassenwart nach Feierabend am Rechner sitzt und die Summen in die Buchhaltungssoftware hämmert, die der Verein im Laufe eines Jahres einnimmt und auch wieder ausgibt. Stunden, die man auch für seine eigenen Hobbys (Buchhaltung ist definitiv nicht mein Hobby) oder für die Familie nutzen könnte.
  • Da sind die monatlichen Vorstandssitzungen.
  • Da sind die außerordentlichen Sitzungen, da Trainer oder Abteilungen Krisen mit dem Vorstand besprechen wollen
  • Als außenstehender kann niemand nachvollziehen, mit was für Beschwerden oder Forderungen wir uns manchmal auseinandersetzen müssen. 
  • Da beschweren sich Eltern, dass einmal in drei Monaten ein Training ausfallen muss, weil der Trainer oder die Trainerin verhindert ist. Schließlich hatte man seine kindfreihe Zeit doch bereits anders verplant.
  • Da darf man sich anhören, welche Frechheit man sich herausnimmt in dem man Eltern bittet zu den Auswärtsspielen ihrer Kinder mitzufahren um Fahrtkosten für den Verein zu sparen.
  • Oder ein Trainer beschwert sich, weil wir bei seiner Fortbildung zur Übungsleiterlizenz (deren Kosten wir übernehmen) nicht die Getränke aus den Abendstunden übernommen haben. Schließlich hätte man sich ja mit anderen Vereinen ausgetauscht.
  • Klamotten sollen mittlerweile vom Verein gezahlt werden, da man keine Sponsoren findet oder suchen möchte. Spieler sollen doch alle gleich aussehen, auch wenn diese erst im Laufe einer Saison zur Mannschaft gestoßen sind.
  • Vergessen zu kündigen? Kein Problem, ich lasse den Einzug einfach zurückgehen. Der Verein lässt das schon durchgehen.
  • Ein Trainer lässt einen Filius nicht spielen? Da rufe ich doch mal direkt den Vorstand an und stelle alles in Frage.
  • Ein Trainer bekommt diese eine, spezielle Trainingshilfe aus Kostengründen im laufenden Jahr nicht mehr beschafft? Dann wird halt einfach gleich alles hingeschmissen. Bei Facebook wird ein Shitstorm gestartet und über What´s App alles zerrissen, was Stunden vorher noch sensationell war.

Alle diese Dingen nehmen wir in Kauf. Wenn irgendwas gut läuft, finden wir uns damit ab, dass keiner daran denkt, dass wir unseren Anteil daran hatten. Wenn irgendetwas scheiße läuft, halten wir gerne unseren Kopf hin und lassen auf uns einprügeln. Alles das funktioniert, weil wir alle miteinander befreundet oder verwandt sind. Weil wir unsere Familien einbinden und weil wir Ehefrauen/Ehemänner und Kinder haben die uns nicht auch noch Steine in den Weg legen. Und dann gönnen wir uns nach vier Jahren Arbeit ein Essen für uns und unsere Ehefrauen/Ehemänner und werden dafür kritisiert. Warum wir nicht im Ort geblieben sind? Weil wir es nicht wollten. Basta!

 

Vielleicht ärgere ich mich in ein paar Tagen darüber, dass ich diesen Beitrag veröffentlich habe aber ich habe gerade einen Puls von 180 und ich habe gerade keine Möglichkeit laufen zu gehen um mich abzureagieren. Deswegen müsst ihr jetzt leiden. So, und jetzt wüte ich noch ein wenig vor mich hin und morgen mache ich sie dann wieder, die geliebte Vorstandsarbeit.

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