Und dann kam Lotte

Es gibt ja so Punkte im Leben, in denen sich von einen auf den anderen Tag alles ändert.Der Führerschein ist für junge Leute auf dem Land so ein Punkt. Auf einmal ist noch weniger Kohle da als vorher, weil man versucht eine völlig veraltete Karre am Leben zu erhalten und den anderen als Ferrari zu verkaufen. Dafür sind auf einmal viel mehr Mädels um einen herum.

Auch die erste feste Freundin verändert alles. Man macht Abends DVD Abende statt sich in seiner Lieblings Disco (Abendlokal Tange?) mit seinen besten Kumpels die Lampen auszuschießen. Sonntags geht man dann spazieren, statt sich nachmittags irgendwo zum chillen zu treffen und sich gegenseitig zu bemitleiden, wie schlecht es einem geht und das daran nur der aller, allerletzte Tequila schuld sei, denn normalerweise könne man ja tagelang saufen ohne zu leiden.

Der nächste große Schritt ist dann die erste eigene Wohnung. Weg von Mutti, was meistens mit einer radikalen Ernährungsumstellung einhergeht. Tiefkühlpizza und Lieferservice statt Sonntags Roulade und Vanillepudding.

Ich persönlich aber finde, dass nichts so einen verändernden Faktor hat, wie das erste eigene Kind. Unermessliche Freude vermischt mit schlaflosen Nächten und heimlichen, unausgesprochenen Flüchen, wenn die Kleine Maus wieder einmal ohne offensichtlichen Grund mit Nachdruck alle Aufmerksamkeit verlangt. Gerne auch Nachts um 2:00 Uhr. Dazu noch diese große Hilflosigkeit und das große Mitleid, wenn der Wurm so doll weint, als würde man ihr mit glühenden Nadeln von unten in die Fußsohlen pieksen und keiner weiß warum.

Doch wo gute Freunde zur Entschuldigung richtige Belege auffahren müssen, wenn sie im Suff die heilige Nachtruhe mit nervenden Anrufen gestört haben, reicht bei diesem Zwerg ein Lächeln am morgen und alles was die Nacht zur Hölle machte ist vergessen.

Auch der Fokus verändert sich. Früher kam ich nach Hause, trank mit meiner Frau einen Tee und ging dann joggen, vor den Rechner oder frönte irgendwelchen anderen Hobbies. Auch der Müßiggang kam nicht zu kurz. Heute überschreite ich die Türschwelle und schon hat mich unser Wonneproppen für sich eingenommen. Sei es weil Mutti vom Tag gestresst ist und erlöst werden muss oder weil sie einfach super gut drauf ist und gerne beschäftigt werden möchte. Ehe man sich versieht ist es dann 20:00 Uhr und man hat selber noch nichts geschafft, geschweige denn gegessen. Stören tut es einen aber irgendwie auch nicht.

Dazu kommt, dass man die "freie" Zeit viel intensiver nutzt und Freude viel länger vorhält. In der Vergangenheit war es das neue MacBook, iPhone oder anderer Technikkram, der einem das Leben versüßte aber so häufig gekauft wurde, dass man sich nicht mal mehr damit bis zum Ende befasste, weil schon was neues da war.

Als jetzt vor kurzem mein neuer AV Receiver kam, da war es wie vor 20 Jahren, als solche Dinge auch nur ins Haus flatterten, wenn das Weihnachtsgeld auf dem Konto war. Zuerst die Vorfreude und dann der geplante Abend, an dem man sich nur damit beschäftigt. Die Frau außer Haus, das Kind im Bett und dann den Abend mit nem Bierchen (Erdinger alkoholfrei), einer Gebrauchsanweisung (mittlerweile aber auf dem iPad und nicht mehr in Papierform) und der neuen Errungenschaft genießen. Super! Vor allem, wenn man sich auch Tage später noch so über die Anschaffung freut und damit herumbastelt. Es wird halt alles anders. Nein, halt Stop! ES WIRD ALLES BESSER!

Fassen wir das "Projekt" Kind zusammen:

Positiv:

  • Man wird voll gebraucht, denn ohne uns würde es der Wonneproppen nicht weit schaffen.
  • Man spürt tiefste Zufriedenheit, wenn der Zwerg morgens munter mit bei Muddi und Vaddi im Bett liegt und vor sich hin brabbelt.
  • Man bekommt neuen Antrieb bei allen Dingen, weil man weiß, dass man sich jetzt nicht mehr hängen lassen kann, denn man hat Verantwortung für jemand anderen.

Negativ:

  • Kurze Nächte
  • Manchmal sehr anstrengende Tage
  • Zusätzliche Arztbesuche (die eigenen waren ja schon immer unangenehm)
  • Ständige Angst, dass der Kleinen was passiert
  • Wenig Freizeit mit Freunden
  • Wenig RUHIGE Zweisamkeit
  • Geregelte Mahlzeit sind Fehlanzeige und wenn, ist die Atmosphäre alles andere als gemütlich
  • Hobbies müssen reduziert werden
  • Spontane Urlaube fallen genauso ins Wasser wie auch spontane Einkaufsbummel, etc

Fazit: Ein eigenes Kind ist das Beste was einem passieren kann. Da könnte die Negativliste noch so lang sein. Und deswegen ist dieser Blog auch mal wieder völlig SINNFREI. Er interessiert wahrscheinlich niemanden, der es nicht nachvollziehen kann und jeder, der es schon weiß wundert sich warum ich über so etwas selbstverständliches schreibe.

Deshalb bleibt einfach unaufmerksam ;-)

Zwän

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